Mediation in Indien

Ich selbst habe diese Reise nach Indien beeindruckend erlebt und wir haben das Thema Konfliktbearbeitung sehr ausfuhrlich besprochen. Sicher, an der Organisation gibt es fur die Zukunft noch ein paar Adaptionen vorzunehmen, z.B. eine wesentlich klarer Struktur des Ablaufs. Oder eine bessere Vorbereitung, mit oder durch die Gruppen, auf die jeweilgen Fachgebiete. Die Teilnehmer sprachen von einem sehr lehrreichen Erlebnis und wurden diese Ausbildung jederzeit weiterempfehlen. Wir, Cristina und ich, bedanken uns sehr herzlich bei allen Mitwirkenden fur diese tolle Erfahrung und wunschen Wolf alles, alles Liebe in seiner „Neuen“ Welt.

Der „Dorfmediator“

03. April 08 23:16
Gegen Mitte dieser Woche hatten wir die Ehre, den „Dorfmediator“ von Sungal kennen zu lernen. Ja, ja ihr habt richtig gelesen, den „Dorfmediator“ von Sungal. Es ist ein Mann, der von der Gemeinde fur 5 Jahre gewahlt wird und beim Losen von Konflikten mitwirkt. Er wird dafur ein Jahr von der indischen Regierung ausgebildet. Das System funktioniert auf 4 Ebenen. Zuerst spricht der Dorfmediator mit den Beteiligten und hilft Ihnen eine tragbare Losung zu entwickeln. Die Grundhaltung in diesem Prozess, ist der Glaube daran, dass die Beteiligten die Losung bereits in sich tragen und daher nur angeleitet werden mussen diese auch zu finden. Der Dorfmediator ist sozusagen Geburtshelfer (vgl. sokratische Gesprachsfuhrung)

Sollte hier keine Losung gefunden werden, trifft sich das ganze Dorf (ca. 80 % Teilnahme) um sich das Problem anzuhören, um danach eine Losung vorzuschlagen. Es ist fast unglaublich, aber 80% der Bevolkerung interessiert sich fur die Belange der Anderen. Nachdem der Sachverhalt ausfuhrlich diskutiert wurde, trifft die Gemeinde eine Entscheidung und alle incl. des Mediators stimmen dieser Entscheidung zu. Sollte immer noch kein Frieden eintreten, ermahnt der Dorfmediator die Betiligten zum letzte Mal, danach wird der Fall entweder der Polizei oder dem Gericht ubergeben. Dies tritt aber eher selten ein, da eien gewisse scheu gegenuber der Exekutive bzw. Legislative zu erkenne ist. Aus meiner Sicht, ist dies eine faszinierende Art die Konflikten umzugehen. Nicht nur faszinierend, sondern auch im Vergleich zu unsrer Streitkultur vorbildhaft.

Unsere ersten Erfahrungen

01. April 08 23:46
Sorry, ich weiss, ich bin ein bisschen spät dran. Wir haben heute unseren ersten „aktiven“ Tag erlebt und ein Krankenhaus in Palampur besucht, in dem wir sehr viel Interessantes beobachten konnten. Im Wesentlichen bemerkten wir, dass die Patienten im Gegensatz zu uns Europäern wesentlich eigenverantwortlicher mit sich umgehen. Soll heißen, hier brauchen die Patienten z.B. niemand, der eine Reihenfolge des Behandelns definiert – eine Nummer die gezogen werden muss, oder so. Nein, das wird in von Ihnen selbst übernommen. Jeden Tag übernimmt eine andere Freiwillige den Job, die Reihenfolge zu koordinieren. Wohlgemerkt niemand Angestellter, sondern eine Freiwillige eben. Das Anstellen (bei uns warten), bevor wir zum Arzt kommen, wird hier mit einer unendlich Ruhe hingenommen. Den Schluss, den wir für uns daraus gezogen haben ist:
Menschen sind fähig Ihre eigenen Lösungen zu finden, wenn man sie nur lässt, wenn man ihnen nicht immerwährend sagt was zu tun ist, oder was nicht.
Ninad (ihr wisst schon, mein Freund und Geschäftspartner) sagte, nachdem ich ihm diese Geschichte erzählte:„ Was haben wir für eine Wahl, wir müssen uns selbst helfen!“
Ach, eines noch. Ich kenne zwar den Namen nicht, aber ich weiss es gibt eine fleissige Leserin meines weblogs. Ganz liebe Grüße an die Tochter von Rosemarie. Der Mama geht es gut und sie denkt ganz viel an Euch.

Ich bin angekommen

30. März 08 00:50
Nach einer aufregenden Autofahrt von Pantankoth nach Palampur bin ich wohlbehalten im Camp angekommen. Die Autofahrt war deshalb aufregend, weil Inder ganz einfach eine andere Art des Fahrens haben. Zum einen fahren Sie auf der linken Seite und zum anderen ist die Art des Überholens irgendwie halsbrecherisch. Sie fahren irre schnell, die Strassen sind schlecht und überholen auch in der Aussenkurve, obwohl Sie nichts sehen. Trotz all dieser Unwegsamkeiten bin ich wohlbehalten im Camp angekommen.
Gerne erinnere ich mich auch an das neue Camp in Rajasthan zurück, welches ich 2 Tage zuvor besichtigt habe. Dem Grunde nach erfüllt diese Camp die selben Aufgaben wie dieses Camp hier in Sungal, nämlich das Unterstützen von sozial sachwachen Kindern und Jugendlichen.
Heute haben Cris und ich die Vorbereitungen für den bevorstehenden Lehrgang getroffen. Ach ja, das habe ich noch gar nicht erwähnt. Cris und ich machen diesen Lehrgang gemeinsam. Ein Großteil der MediatorInnen werden morgen eintreffen und sich unterschiedlichen Themen widmen. Die Bandbreite geht von Konfliktbearbeitung in der Familie über Schulkonflikte, bis hin zu Konflikten in Krankenhäusern und das nähere Kennenlernen der Gerichtsbarkeit in Indien.
Und morgen geht’s weiter …

Die MediatorInnen fahren nach Indien

20. März 08 09:59
Am 29. März ist es soweit. Wir fahren nach Indien um uns dort über die Besonderheiten der indischen Konflitkultur zu informieren. Durch das Auslandsmodul in Indien erfahren die TeilnehmerInnen direkt, was Interkulturalität bedeutet. In Indien werden die MediatorInnen mit Einheimischen zusammenarbeiten und mit allen Sinnen deren Kultur erfahren. Diese Auslandswoche wird von qualifizierten Coaches und einheimischen Sozialarbeitern begleitet, die auch Seminare vor Ort abhalten.

Außerdem werden die Mediatorinnen Erfahrungen im sozialen Kontext sammeln (z.B.: community work, Schulen, Horte, etc.) Die Mediatorinnen sollen auch erfahren, wie mit Konflikten (offiziell, aber auch inoffiziell) im jeweiligen Land umgegangen wird.

Ich denke es wird eine große Herausforderung, da wir auch mit den so genannten „untouchables“ Kontakt aufnehmen werden.